Rund 6000 russische Aussiedler wohnen in Bad Friedrichshall-Plattenwald und Neckarsulm-Amorbach. An der Schnittstelle der beiden Stadtteile, in der Amorbacher Straße, haben die zumeist aus Kasachstan stammenden Deutschen jetzt einen Laden, in dem sie vertraute, heimische Produkte kaufen können: Adix heißt der Markt.
Russisch ist die vorherrschende Sprache im Laden. Die Kunden sprechen sie, die Damen an der Kasse ebenso. Doch stellt man seine Frage auf Deutsch, antworten sie genauso fließend in Deutsch. Mitte Oktober hat Adolf Mackert den früheren Drogeriemarkt als Lebensmittelmarkt für seine Landsleute eröffnet. Der 28-jährige Kasache hat bereits Erfahrung in dem Metier. Seit 1991 in Deutschland, hat der gelernte Metzger mit Wohnsitz in Obersulm seit 2003 einen Laden in Ludwigsburg. „Es hat einige Zeit gedauert, bis er lief, erzählt er. „Das hat aber auch etwas mit der Lage zu tun." Hier in Amorbach sei sie ungleich besser. Seine potentiellen Kunden wohnen in direkter Nachbarschaft. Sie umzingeln ihn regelrecht, von Osten her die Plattenwäldler, von Westen die Amorbacher. Mit dem Umsatz ist der Ladenbetreiber jedenfalls schon nach drei Monaten zufrieden, obwohl er weiß, dass die Aufbauphase einige Zeit dauert.
Der 820 Quadratmeter große Laden ist einfach eingerichtet. Regale, Tiefkühltruhen, Pappkartons - discountermäßig eben. Auf den ersten Blick sind die Verpackungen, Tüten und Dosen mit kyrillischen Buchstaben beschriftet. Doch bei genauem Hinsehen entdeckt der Kunde auch die deutsche Inhaltsangabe. „Die muss sein, da passt die Gewerbeaufsichtauf', weiß Adolf Mackert. „Ohne deutsche Beschriftung dürften wir nichts verkaufen."
NECKARSULM Seit einigen Wochen bietet ein Laden ausschließlich russische Lebensmittel an
Von Barbara Barth
Die Ware bezieht er hauptsächlich von der Unternehmensgruppe Monolith in Herrenberg. „Direktimport aus Russland ist einfach zu teuer, weil die Transportwege lang sind", sagt der 28-Jährige. Nur besondere Spezialitäten wie die eingelegten Tomaten und Gurken sowie Pralinen stammen aus Russland. Alles andere ist in Deutschland, Italien, Österreich oder Spanien produziert.
Besonders stolz ist Mackert auf sein Frischfleisch. Das holt er bei zwei Erzeugern in Siebeneich und Pforzheim ab. „Fleisch ist der Magnet, der
die Leute in den Laden zieht" Seine Preise dafür bezeichnet er als „güns tig, weil ich mit geringen Verdienst spannen kalkuliere."
Sieben Teilzeitmitarbeiter schmeil ßen den Laden von morgens um 9Uhr bis abends um 19 Uhr. Als Untermie ter sind noch ein Shop mit russisch ausgerichteten Geschenkartikeln und demnächst auch ein Reisebüro im Adix zu finden.
Junge Frauen schieben ihre derwagen zielstrebig und schnell durch die Regalreihen, ältere Kunden mit Kopftuch und Pelzmütze studie ren die Aufschriften auf den Verpa ckungen eingehend. Eine 67-jährige Frau ist froh, dass sie ihre geliebten Pelmeni und die Hafergrütze mit Kirschstücken hier findet. „Ein bisschen wie früher", sagt sie lachend, und greift zu einer tiefgekühlten Torte, die in ihrer schrillen Buntheit wirklich nur hier zu finden ist.
Redaktion Landkreis
Allee 2, 74072 Heilbronn
Tel. 07131 / 615-01
Fax 07131 / 615-373
Sekretariat: 07131/615-226
-292 Leitung: Thomas Senger
-353 Heike Kinkopf
-268 Petra Halamoda
-414 Wolfgang Müller
-565 Rolf Muth
E-Mail landkreis@stimme.de
Foto: Barth